Die Zukunft der professionellen Übersetzung in einer zunehmend „einsprachigen“ Welt

Die Menschheitsgeschichte lehrt uns, dass alles sich wandelt und nichts zerstört wird: antike Bevölkerungsgruppen, Imperien, Wirtschaftssysteme, alte Sprachen. Alles hatte einen Anfang, eine Herrschaft, eine Metamorphose.

So geschah es mit dem Ende der landwirtschaftlichen Arbeit und der industriellen Revolution des späten 19. Jahrhunderts, mit dem Zusammenbruch des Römischen Reiches oder mit der lateinischen Sprache, die nach Jahrhunderten der unbestrittenen Vorherrschaft in Vergessenheit geriet.

 

Das Jahrhundert des Niedergangs von Babel

Im 21. Jahrhundert erleben wir jedoch die Globalisierung, die jeden Aspekt unseres Lebens umfasst: Wirtschaft, Kultur, Technologie und natürlich die Sprache.

Laut UNESCO werden bis zum Ende des Jahrhunderts 60% bis 80% der bestehenden Sprachen verschwinden.
Von Afrika bis Asien, vom Nahen Osten bis nach Indien und auch in Europa, erlebt die Welt eine beispiellose Wandlung, in deren Mittelpunkt Englisch als globale Sprache steht, und das obwohl die angelsächsische Sprache nicht die am weitesten verbreite Muttersprache der Welt ist. Den ersten Platz nahm China ein, aber auch hier wurde der Englischunterricht in den Schulen eingeführt.

In Südkorea, berichtet Jacob Mikanowsky in einem Artikel des The Guardian, „unterzieht eine zunehmende Zahl von Eltern ihre Kinder einem chirurgischen Eingriff, bei dem ein dünner Gewebestreifen unter der Zunge weggeschnitten wird. Die meisten Eltern zahlen für diesen Eingriff, weil sie glauben, dass er ihren Kindern helfen wird, besser Englisch zu sprechen; dem Kind wird dadurch ermöglicht, den englischen Retroflex-Konsonanten leichter auszusprechen, einen Laut, der für Koreaner als besonders schwierig gilt.“

 

 

Die Pyramide der sprachlichen Zusammenhänge

Der niederländische Soziologe Abram De Swaan hat ein Modell der sprachlichen Zusammenhänge entworfen, das durch eine Pyramide repräsentiert wird, an deren Spitze das Englische steht, das er selbst als „hyperzentrale“ Sprache bezeichnet.
An der Basis der Pyramide befinden sich die „peripheren Sprachen“, die 98% aller Sprachen ausmachen, aber von weniger als 10% der Menschheit gesprochen werden. Im Folgenden sind die 13 „superzentralen Sprachen“ aufgeführt: Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Hindi, Japanisch, Malaiisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch ,Swahili und Türkisch.

An der Spitze der Pyramide sind die Sprachen, die die superzentralen Sprachen verbinden. Ursprünglich waren es zwei, Englisch und Französisch. Heute gibt es nur eine, Englisch, von De Swaan „die hyperkollektive Sprache, die das ganze Weltsprachensystem zusammenhält“ genannt.

 

Die Literatur und der kreative Impuls der Übersetzungen

In der Welt der Literatur, erklärt in einem interessanten Interview der Übersetzerin Nicola Denis, wenn die Werke nicht mehr übersetzt würden, käme es zu einer enormen kulturellen Verarmung, auch dadurch bedingt, das die nationale Literatur und Sprachen dank der Fähigkeiten von Literaturübersetzern, die es schaffen, Konzepte und Gedanken auf völlig natürliche Weise zu übertragen, überleben und sich verbreiten.

 

Wie wird die Welt der Übersetzungen und Sprachdienstleister in Zukunft aussehen?

In einer zunehmend englischsprachigen Welt könnte man die Zukunft der Sprachdienstleister in Frage stellen. Um die möglichen Auswirkungen auf Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen zu analysieren, haben wir Projekte, die im letzten Jahr von Intrawelt als Übersetzungsdienstleistungen durchgeführt wurden mit den Zielsprachen der Übersetzung ins Verhältnis gesetzt.

Diese Daten zeigen, dass, obwohl Englisch die am meisten übersetzte Fremdsprache ist, Unternehmen und Fachleute immer noch eine Vielzahl von anderen Sprachen sprechen. Dabei ist in Betracht zu ziehen, dass die Übersetzungsprojekte Kunden aus der ganzen Welt und alle möglichen sprachlichen Kombinationen betreffen.

Im Folgenden finden Sie die Top 20 der Sprachen, die unter den 140 angebotenen Sprachkombinationen in den Projekten von Intrawelt angefordert wurden. Wie man sieht, steht Deutsch mit 1.282 abgeschlossenen Projekten an dritter Stelle der angefragten Sprachen. An zweiter Stelle steht Englisch (2.860); es ist keine Position der absoluten Dominanz, angesichts der 1.262 Projekte in Französisch (Vierte) und 1.170 in Spanisch (Fünfte), abgesehen natürlich von Deutsch und Italienisch.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Arbeit der Übersetzer und Dolmetscher nicht gefährdet ist. Mit Sicherheit ist Englisch die dominante Sprache in Technik, wissenschaftlicher Forschung, Wirtschaft und Politik. Außerhalb der technischen Bereiche bewahren die Menschen jedoch weiterhin ihre Identität und sprechen ihre eigene Sprache. Und welches Unternehmen wäre heute bereit, das Risiko einzugehen, ausschließlich eine einzige Sprache zu sprechen? Wir kennen keines.

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